Deggendorf zur Zeit der Inflation. Das Jahr 1923
Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegskrise hatten die deutschen Staatsfinanzen untergraben. Es kam zur schleichenden Geldentwertung, die mit Beginn des Jahres 1923 immer stärker galoppierte und astronomische Zahlen erreichte. Die Inflation hatte auch in Deggendorf gravierende Auswirkungen. Die Arbeitslosigkeit stieg, der Mittelstand verlor seine Ersparnisse und Betriebe, die erst nach dem Weltkrieg gegründet worden waren, gingen in Konkurs. Die Löhne der Beschäftigten hinkten hinter der Geldentwertung hinterher und lagen weit unter dem Existenzminimum. Auch die Stadtverwaltung geriet in Finanznot. Die sechs Bankhäuser der Stadt (Filialen der Bayerischen Hypotheken- u. Wechselbank, der Bayerischen Vereinsbank und des Bankhauses Heinrich Eckert /München sowie die Gewerbebank, die Preysingbank Seidenschwarz & Co. und die Stadtsparkasse Deggendorf) sahen sich gezwungen, im August gemeinsam eigenes Notgeld in Form von Gutscheinen in Millionen- und später in Milliardenhöhe auszugeben, die binnen weniger Tage nichts mehr wert waren. Die Preysingbank emittierte im November so genannte wertbeständige Gutscheine über den Gegenwert von ein Kilogramm bis zu 5000 Kilogramm Weizen. Dieses Weizengeld konnte die Bank aber nicht vor dem Bankrott retten.
Montag, 9.10.2023, 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr, VHS Deggendorf, Amanstr. 9-11, Lehrsaal 209 (Neubau)
Der genannte Vortrag von Prof. Dr. Lutz-Dieter Behrendt im Rahmen der Reihe "Geschichte am Abend" ist gebührenfrei und findet in Kooperation mit der Volkshochschule Deggendorfer Land e.V. statt.