Jahreshauptversammlung 2022: Der Vorstand erweitert und verjüngt sich
Reges Interesse nach zweijähriger Corona-Zwangspause
Es war eine lange und eine unerwünschte Pause im Vereinsleben, die den Verantwortlichen ebenso wie den Mitgliedern durch die COVID-19-Pandemie auferlegt war – gegenwärtig erscheint sie in ihrer gesundheitlichen wie gesellschaftlichen Sprengkraft zumindest gezähmt. Grund genug für den Geschichtsverein, wieder Flagge zu zeigen und dem Risiko vorzubeugen, Lethargie aufkommen zu lassen in seinem Bemühen, „die eigene Geschichte unter die Leute zu bringen“, so 1. Vorsitzender Dr. Ernst Schütz bei der Eröffnung der diesjährigen Veranstaltung. Dass dieses Vorhaben auch gewürdigt wird, dafür sprächen die nicht abnehmende Mitgliederzahl, die Nachfrage nach den bisher wieder veranstalteten Vorträgen sowie das Erscheinen des frischgewählten Landrats Bernd Sibler – seit langem selbst treues Mitglied des Vereins und studierter Historiker. Was also sollte einer frischen Brise im Wege stehen? Das Motto könne nun nur noch lauten: „Schönere Umstände, alte Größe, alte Schönheit“.
Dass man in diesem Bestreben fortan noch mehr auf den Landkreis verlassen könne, unterstrich der Landrat durch sein Bekenntnis zur Rolle der Kultur und Wissenschaft innerhalb seines Zuständigkeitsbereichs, der sich mit dem des Geschichtsvereins schließlich decke – für „diese beiden wichtigen Säulen der demokratischen Gesellschaft zu kämpfen“ wolle er sich gerne engagieren.
Auf Seiten des Geschichtsvereins hat man sich für die Stärkung dieser Kooperation bereits im Vorfeld der Versammlung aufgestellt, indem die Vorstandschaft durch Kooptierung weiterer Mitglieder größer, vielschichtiger und vernetzter, sowie erstmals in ihrer Geschichte auch geschlechterübergreifend neu aufgestellt wurde. An die Stelle des 32 Jahre im Amt des Schriftleiters dienenden, mit vielen Worten des Lobes und Dankes verabschiedeten Stadtarchivars a.D. Erich Kandler wählten die anwesenden Mitglieder seinen Nachfolger, Stadtarchivar Dr. Florian Schneider aus Deggendorf, zum neuen Schriftleiter. Daneben verkündete Schütz die Kooptierung von Anja Fröhlich, Leiterin des Stadtmuseums in Deggendorf, Greta Butuci, Leiterin des Handwerksmuseums in Deggendorf, Sven Fiedler als Nachfolger des verstorbenen Stefan Hanöffner im Amt des Kreisarchäologen, sowie Dr. Roman Weindl, Leiter des Museums Quintana in Künzing. Schütz, in seiner weiteren Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Verbandes bayerischer Geschichtsvereine, hob hervor, wie einmalig diese Konstellation bayernweit sei: Alle im Bereich der Geschichtsforschung und -vermittlung sowie der Archäologie und Denkmal- bzw. Heimatpflege relevanten Einrichtungen auf dem Gebiet des Landkreises säßen somit fortan an einem Tisch. Mittels dieser gebündelten Expertise ließen sich noch leichter Projekte anstoßen und durchführen; bereits eingeleitet sei u.a. die Herausgabe eines Themenbandes über historische Museen im Landkreis Deggendorf.
Nach einem Vortrag über die so genannte Römerschanze in Wischlburg, welche Kreisarchäologe a.D. Dr. Karl Schmotz als in Wirklichkeit mittelalterlich darstellte (ohne freilich der gewählten Lokalität ihren Namen absprechen zu wollen), stand als nächster Programmpunkt die Freischaltung und Vorstellung der Topothek Stephansposching durch das Vereinsmitglied und Ortsheimatpfleger Thomas Haug zusammen mit dem Topothek-Erfinder sowie -betreiber Mag. Alexander Schatek aus Wiener Neustadt an. Groß war das Interesse und die Beteiligung vor allem der anwesenden „Boaschinger“, auf deren künftige Kooperation Haug zählt, um diese über den Geschichtsverein vermittelte digitale Plattform auch in Zukunft ausbauen und anreichern zu können. Zusammen mit der Topothek Metten verfügt der Landkreis nun über zwei Topotheken – von bisher insgesamt sechs in ganz Bayern. Den Abend beschloss ein Beitrag des Bayerischen Rundfunks des Jahres 1990 aus der Reihe „Aus Schwaben und Altbayern“ über den vor zwei Jahren verstorbenen Kreisheimatpfleger Georg Loibl. Insgesamt gab der Abend Hoffnung und Zuversicht für das Schaffen der kommenden Jahre – oder wie es Schütz in gestandenem Bairisch auszudrücken bevorzugte: „Des griang ma scho!“