Zum Tod von Stefan Hanöffner, Gründer und Leiter unserer Archäologischen Sektion

Am 17. Dezember 2021 ist unser geschätzter Mitstreiter, Kreisarchäologe Stefan Hanöffner, völlig unerwartet im Alter von 43 Jahren verstorben. Sowohl in menschlicher als auch fachlicher Hinsicht hat sein Tod ein klaffendes Loch in unsere Vereinsgemeinschaft gerissen. Unter dem Titel „Er ging als Freund“ veröffentlichte die Deggendorfer Zeitung am 27. Dezember folgenden Beitrag, den wir an dieser Stelle unverkürzt wiedergeben wollen:
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Der Schutz und die Sicherung archäologischer Kulturdenkmale war sein Leben, die Vor- und Frühgeschichte seine große Leidenschaft. Am 17. Dezember verlor der Landkreis Deggendorf plötzlich und unerwartet seinen Kreisarchäologen Stefan Hanöffner, der im Alter von nur 43 Jahren starb.
Der gebürtige Landshuter kam 2014 als Kreisarchäologe ans Landratsamt und ging für viele als Freund. Mit seiner Familie und Lebenspartnerin Luise Sauer trauern viele Weggefährten, die ihren Stefan einen Tag vor Weihnachten in seinem Heimatdorf Moosthann bei Landshut zu Grabe tragen mussten. Die Pfarrkirche St. Jakob konnte bei weitem nicht die Trauergemeinde fassen, die Stefan Hanöffner auf seinem letzten Weg begleiteten. Neben Familie und Angehörigen nahmen Studienkollegen aus München, Freunde und Arbeitskollegen an der Beisetzung teil, den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer Gottlieb Matei. Eine große Abordnung war aus Deggendorf angereist.
Geboren wurde Stefan Ulrich Hanöffner am 16. April 1978 in Landshut. Ein Sonntagskind, das Theresia und Johannes Hanöffner in die Wiege gelegt wurde. Mit seinen Brüdern Andreas, Martin, Reinhard und seiner Schwester Barbara ist er in Moosthann, einem Ortsteil der Gemeinde Postau, aufgewachsen. Im September 1984 begann für ihn der Ernst des Lebens. Er wurde an der Grund- und Hauptschule Postau eingeschult. Seine weitere schulische Laufbahn führte ihn an die Knabenrealschule Landshut und später an die Fachoberschule Straubing, Fachrichtung Kunst und Gestaltung, wo er 1997 die Fachhochschulreife erlangte. Sein Ziel: Forstmann werden. Nach dem Vorbild seines Vaters begann er ein Studium der Forstwirtschaft an der FH Weihenstephan. Um sein Studium zu finanzieren, brachte er sich bei archäologischen Grabungen ein, die nicht nur sein Interesse weckten, sondern auch ein außerordentliches Talent fürs technische Zeichnen zum Vorschein brachten. Das Studium schloss er 2003 als Diplom-Ingenieur ab.
Weil die Jobaussichten als Förster damals nicht rosig waren, entschied er letztendlich auf Grabungen umzusatteln. Er machte damit sein Hobby zum Beruf. Dafür war eine weitere fundierte Ausbildung von Nöten, die mit einem Studium der Vor- und Frühgeschichte an der LMU München einherging. Mit Studienkollegen gründete er nebenher die ZPA Altertumsstiftung, brachte mit ihr eine eigene Vereinszeitung heraus, für deren künstlerische Gestaltung er verantwortlich zeichnete. Nach dem Magisterabschluss 2011 folgte die Gründung eines Büros für Archäologie.
Drei Jahre später, am 1. Juli 2014, wurde die Kreisarchäologenstelle am Landratsamt Deggendorf seine neue Wirkungsstätte, wo schnell aus Kollegen Freunde wurden und auch die große Liebe auf ihn wartete. 2017 trat Luise Sauer in sein Leben. Mit ihm teilte sie die Faszination zu den Schätzen, die noch immer in den Böden des Landkreises schlummern. In einem kleinen Sacherl in Greising fanden sie ein gemeinsames Zuhause. Dort wurde der Kreisarchäologe am vierten Adventswochenende in seinem Haus tot aufgefunden.
Er hinterlässt bei seiner Familie eine große Lücke. Er war überaus geschätzt als ruhiger und besonnener Berater und Gesprächspartner. Bei Funden und einer anstehenden Grabung war es an Hanöffner, den Grundstücksbesitzer auf die Aktion vorzubereiten, Ängste zu nehmen und auf die Belange des Eigentümers einzugehen. Seiner behutsamen Herangehensweise sowie dem stets entgegengebrachten Vertrauen ist es ebenso zu verdanken, dass der Geschichtsverein eine eigene Archäologische Sektion erhalten hat. Er holte sich Hilfe von ehrenamtlichen Sondengehern, die ihm unterstützend zur Seite standen, Funde meldeten und das Archiv im Landratsamt damit füllten. Stellvertretender Vorsitzender Florian Jung brachte es in seiner Grabrede auf den Punkt: „Du warst ein Individualist im besten Sinne“. Jedweder Dünkel lag ihm fern, ebenso wie elitäres Denken. Sein angenehmes Wesen im zwischenmenschlichen Umgang sowie seine unkomplizierte Art hinterließen auch Spuren bei der Belegschaft des Landratsamtes.
Für den bei der Beisetzung verhinderten Landrat Christian Bernreiter sprach Personalratsvorsitzender Gerhard Skotnitzki, der nach Moosthann von stellvertretendem Landrat Roman Fischer, Heidi Bischoff, Oliver Menacher und vielen weiteren Kollegen begleitet wurde. Skotnitzki sprach von großen Fußstapfen, in die Hanöffner 2014 trat. Er löste Dr. Karl Schmotz in seinem Amt ab. Mit „Steffts“, so wie ihn seine Münchner Studienkollegen gerne nannten, „menschelte“ es rasch, seine Kollegen am Landratsamt schätzten ihn sehr dafür. Zu der Trauergemeinschaft am Friedhof gesellten sich auch sein Vorgänger Dr. Karl Schmotz, Museumsleiter Dr. Roman Weindl vom Museum Quintana in Künzing, aus dem Landkreis Dingolfing-Landau Kreisarchäologe Dr. Florian Eibl und vom Landkreis Straubing-Bogen Dr. Ludwig Husty. Mit ihnen ist er in Sachen Archäologie Hand in Hand gegangen und hat auch dort seine Spuren hinterlassen.
Seiner versierten Arbeit ist es zu verdanken, dass sichtbar gewordene Zeitgeschichte konserviert und für die Nachwelt erhalten werden konnte. Zu einem seiner bedeutendsten Funde gehört „Schnecki“, deren Rekonstruktion seit 2019 im Museum Quintana zu bestaunen ist. Grabungen in NIederpöring brachten den der linearbandkeramischen Kultur zuzuordnenden Grabungsfund zu Tage. Das Skelett einer etwa 50-jährigen Frau erhielt seinen Namen des Kopfschmuckes wegen, der ursprünglich aus über 400 Donaukahnschnecken bestand. 7000 Jahre alte Geschichte fand so den Weg ins Museum.
Mit Hanöffner geht eine Ära der Superlative in Sachen Kreisarchäologie zu Ende. Was bleibt, sind seine Spuren, die er auch im Namen der Geschichte hinterließ.
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Zum Tod von Stefan Hanöffner, Gründer und Leiter unserer Archäologischen Sektion